Dringender Handlungsbedarf

Kategorie: Schulen

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Johann Deschu, Schulleiter Grund- und Mittelschule, muss viele Hürden nehmen (Archivbild)

Schulleiter Johann Deschu wünscht sich grundsätzliche Änderungen für Grund- und Mittelschulen

Es sind winzige Glanzlichter, die Geborgenheit und Normalität vermitteln, in Zeiten mit sich täglich überschlagenden Nachrichten von Rekordinzidenzen, Zerwürfnissen innerhalb der Gesellschaft, Virusmutanten und 2G, 3G, „plus oder ohne“-Regelungen: „Unsere Schüler feiern die kommenden Wochen den Advent. Zwar nicht, wie sonst üblich, gemeinsam, aber in ihren Klassen“, erklärt Schulleiter Johann Deschu den kleinen Lichtpunkt im Corona-Alltag, der nur wenig Spielraum für fröhliches Beisammensein lässt. Abschluss- und Weihnachtsfeiern oder andere Anlässe finden nicht oder nur in äußerst abgespeckter Version statt. Daher freut sich der engagierte Jubilar an seinem 60. Geburtstag vor wenigen Wochen besonders über seine Schulfamilie: „Meine Kollegen haben sich unheimlich bemüht mit der Vorbereitung. Alle Schüler haben mir in der Turnhalle ein Ständchen gebracht. Das hat mir natürlich schon sehr gut gefallen, obwohl mir das Aufhebens darum ein bisschen unangenehm war.“

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Genaue Kontrolle

Ob in der nächsten Zeit solche kleinen „Highlights“ möglich sind, scheint zumindest sehr fraglich, vielmehr schwebt das drohende Damoklesschwert der Verschärfungen und Beschränkungen über dem Schulbetrieb. Johann Deschu will trotzdem optimistisch bleiben: „Ich denke nicht, dass die Schulen die Verursacher der extrem hohen Zahlen sind, das bestätigen Kollegen anderer Schulen. Wir testen sehr engmaschig zweimal pro Woche die Grundschüler, die Mittelschüler dreimal“, meint Deschu und ist sich sicher: „Die Kinder infizieren sich in ihrem familiären Umfeld oder in der Freizeit, seltener in der Schule.“ Durch die strengen Maßnahmen decke die Schule Infizierte ohne Symptome schnell auf, so Deschu und kommt zu dem Schluss: „Wenn sich alle an die Regeln halten würden, wie es in den wohl meisten Schulen grundsätzlich ist, dann denke ich, wären wir in der Bekämpfung deutlich weiter.“ Zahlen der Schule belegen die Wirksamkeit der strikten Vorgaben. Nur 12 Infizierte unter den rund 300 Schülern, zählt Deschu seit September. Im Durchschnitt sind das nur etwas über ein Prozent pro Monat. Erstaunlich seien dabei die Disziplin und der Mitmachwille der Schüler, betont Deschu.

„Der akute Lehrermangel ist eine Katastrophe. Coronabedingte Wissenslücken und Lehrermangel passen nicht zusammen, vor allem werden die Lücken ja nicht kleiner.“

Johann Deschu, Schulleiter Grund- und Mittelschule

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Glück im C-Chaos

Vor allem aber profitiere die Schule durch den Umzug in das neue Gebäude mit einer besonderen Belüftungsanlage vor einem Jahr. Der Schulleiter sieht sich sogar auf der „Sonnenseite“ im Vergleich zu anderen Schulen: „Bei uns wird pro Stunde drei- bis viermal die komplette Luft ausgetauscht. Wir brauchen kein zusätzliches Belüftungssystem. Selbst wenn ein Kind ansteckend wäre, könnte sich das Virus bei uns gar nicht so schnell verteilen.“ Johann Deschu äußert sich „heilfroh“ über „die Investition der Gemeinde Oberding“: „Vor fünf Jahren haben wir das geplant und jetzt stellt sich heraus, dass dieses System ein Segen für uns alle ist, davon profitieren wir wahnsinnig.“

Gravierende Defizite

Doch die rigorose Einhaltung aller Anweisungen durch das Kultusministerium und die besten Räumlichkeiten, können nicht über die im Vorfeld befürchteten Defizite der Kinder hinwegtäuschen. Je länger das Schuljahr voranschreite, desto mehr bemerke das Kollegium Unterschiede zwischen den Schülern nach der langen Phase des Distanzunterrichts: „Diejenigen, die Unterstützung hatten, weisen kaum Schwierigkeiten auf, hingegen die anderen, die niemanden hatten und viel unter den Tisch gefallen sind, sehr große Mängel.“ Es brauche dringend zusätzliche Förderangebote, unterstreicht Johann Deschu und benennt gleichzeitig die Problematik: „Der akute Lehrermangel ist eine Katastrophe. Coronabedingte Wissenslücken und Lehrermangel passen nicht zusammen, vor allem werden die Lücken ja nicht kleiner.“ Sogar der „normale“ Unterrichtsbetrieb sei in Gefahr, wenn eine Lehrkraft wegen einer Erkrankung ausfalle: „Ich bekomme keine mobile Reserve im Landkreis Erding.“ Dabei stehe der Winter erst vor der Tür, der in der Regel einige Lehrerausfälle verursache, beschreibt Deschu das Dilemma: „Dann finden Stunden nicht statt. Aber zuhause können wir die Kinder, so wie früher, nicht lassen, da die meisten Eltern berufstätig sind.“

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Politik gefordert

Die komplizierte Situation spürbar zu verbessern, scheitere, wie so oft, am „lieben Geld“. Nachwuchs für den Lehrberuf an der Grund- oder Mittelschule zu interessieren, ist aus Sicht des Schulleiters sehr mühselig. Nach wie vor verdienen die Lehrkräfte, verglichen mit anderen Schultypen, am wenigsten: „Sie haben aber die längste Wochenarbeitszeit, deshalb ist es wenig attraktiv“, prangert Deschu an. „Es darf nicht heißen, der eine bekommt mehr bezahlt, dessen Arbeit ist mehr wert.“ Lehrer zu sein, sei nicht einfach, egal ob in der Grundschule oder im Gymnasium, so Johann Deschu. „Man müsste die Lehrer gleichstellen, aber das ist eine politische Entscheidung. Dann würden sich sicherlich mehr für die Grund- und Mittelschulen entscheiden.“ Abgesehen von allen Problemen, die derzeit das Leben der Schulgemeinschaft schwer machen und viel Flexibilität und Kreativität fordern, beobachte der Schulleiter mit seinem Kollegium vor allem eines: „Alle Kinder kommen total gerne und hochmotiviert in die Schule. Distanzunterricht bietet eben keine Alternative zum persönlichen Miteinander.“

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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