Sind von den Avataren restlos überzeugt: Rektor Martin Heilmaier, Systemadministrator Tobias Ferstl und Bürgermeister Bernhard Mücke
Die Zukunft an der Oberdinger Realschule hat begonnen…
Der Auslöser war leider ein trauriger Anlass, nämlich die schwere Erkrankung eines Schülers der Oberdinger Realschule. Dessen langfristiges Fehlen zeigte deutlich auf, wie sinnvoll es wäre, über eine Gerätschaft zu verfügen, die dem Kind trotz physischer Absenz eine Teilnahme am Unterricht ermöglichen würde. Umgehend informierten sich die Verantwortlichen, welche Möglichkeiten es geben könnte, das Kind auf bestmögliche Art zu unterstützen, so dass es sich ausschließlich auf seine Genesung konzentrieren könne, es aber trotzdem nie den Bezug zur Schule und zu den Mitschülern verlieren würde. In der sogenannten „Staatlichen Schule für Kranke“ hatte man bereits gute Erfahrungen mit Avatar-Geräten gemacht, also mit portablen Kunststoffbüsten, die Live-Übertragungen aus der Schule ermöglichen. Ausgestattet mit Kamera und Mikrofon sendet so ein Avatar nämlich sowohl Bild als auch Ton aus dem Klassenzimmer in Echtzeit an den Nutzer zuhause. Über einen Laptop oder ein Handy wird der Empfänger versorgt, zudem kann er selbst auch über das Mikrofon sprechen und auf diese Art und Weise mit Lehrern und Klassenkameraden direkt kommunizieren. Der Nutzer des Avatars kann dabei stets selbst entscheiden, wie lange er am Unterricht teilnehmen und wie viel er von sich und seinem aktuellen Gemütszustand preisgeben möchte. Einmal eingeschaltet kann der Avatar durch unterschiedliche Gesichtsausdrücke Emotionen übermitteln, ein lachendes Gesicht etwa zeigt, dass es dem Nutzer gut geht, während nach unten gebogene Mundwinkel darauf schließen lassen, dass sich der Nutzer derzeit nicht so wohlfühlt. Auch Müdigkeit oder andere Gefühlszustände lassen sich so recht einfach übermitteln.
Die ersten Erfahrungen mit dem Avatar haben gezeigt, dass allein die bloße Anwesenheit der Gerätschaft dafür sorgt, dass beim erkrankten Schüler und seinen Kollegen gleichermaßen das Gefühl entstand, als ob das Kind selbst wie alle anderen im Klassenzimmer sitzen und am Unterricht mitwirken würde. Herr Jonas Kollenda, Klassleiter des erkrankten Schülers, ist vollends begeistert von der Wirkung des Avatars, lt. seinen Aussagen hätten sich die Mitschüler rührend um das Gerät gekümmert, welches ihrem Klassenkameraden das Dabeisein innerhalb der Klassengemeinschaft ermöglicht hatte. Jeden Tag hätten die Kids etwa eigenständig dafür gesorgt, dass der Avatar frisch aufgeladen und eingeschaltet am Platz des fehlenden Kumpels stand. Auch beim Wechsel der Räumlichkeiten hätten die Mitschüler stets an den tragbaren Avatar gedacht.
In seiner Funktion als Systemadministrator der Oberdinger Realschule weiß Lehrer Tobias Ferstl, dass in der heutigen Zeit bei derartigen Angelegenheiten natürlich auch der Datenschutz berücksichtigt werden muss. Obwohl dies für sowohl für die Eltern der Mitschüler als auch für die Lehrer sowieso zu keinem Zeitpunkt thematisiert worden war, versichert Experte Ferstl, dass der Schutz der Daten mit dieser Art von Schülerhilfe sehr hoch sei. Der betroffene Schüler und dessen Eltern bekommen eine App und die dazugehörigen Codes, die es ihnen ermöglichen, über eine sichere Verbindung auf die Übertragung des Avatars zuzugreifen.
Dass so eine technisch hochentwickelte Gerätschaft einen relativ hohen Anschaffungspreis hat, versteht sich eigentlich fast von selbst. Rund 4.000 Euro kostet so ein Avatar, wobei sich die Realschule Oberding und die Gemeinde aufgrund der tollen Erfahrungen dazu entschlossen hatten, sogar zwei dieser Geräte zu kaufen. Die Finanzierung der Avatare konnte durch verschiedene Mittel bestritten werden, ein Großteil etwa wurde beim Adventsmarkt der Schule durch die Schüler selbst verdient (ca. 4.000,-), außerdem beteiligten sich auch noch die Ortschaft Aufkirchen (Einnahmen aus Budenzauber u. Dorffest), der Förderverein der Realschule sowie private Spender. Auch die Gemeinde gab es einen kleinen Obulus dazu, v.a. unterstützt sie das Projekt aber dadurch, dass sie für die jährlichen Unterhaltskosten der Avatare von ca. 500,- Euro aufkommt.
Hat sich im Einsatz bereits bewährt: Der Avatar der Realschule Oberding, Spitzname Rosi
Als Fazit bleibt, dass die Anschaffung der Avatare eine großartige Sache ist, alle, die damit zu tun hatten (Schüler, Eltern, Lehrer) sind begeistert, wie toll sich der erste Avatar bei seinem monatelangen Einsatz für den erkrankten Schüler bewährt hat. Erfreulicherweise ist dieser Schüler inzwischen auf dem Weg der Besserung, so dass er jetzt Schritt für Schritt wieder in den Unterricht eingegliedert werden kann und den Avatar nicht mehr benötigt. Doch besteht natürlich immer die Gefahr, dass ähnliche Fälle auftreten können, und dann stehen in Oberding zwei Avatare bereit, die kranke Kinder maßgeblich dabei unterstützen können, nicht aufzugeben und weiterhin Teil ihrer Klassengemeinschaft zu bleiben. Für Rektor Martin Heilmaier ist es übrigens selbstverständlich, dass auch andere Schulen die Geräte seiner Bildungsanstalt bei Bedarf ausleihen und nutzen dürfen, denn bisher sind leider nur sehr wenige solcher Avatare im Einsatz: Die Gemeinde darf also zurecht stolz darauf sein, dass von den bisher in Bayern 17 vorhandenen Geräten zwei der Realschule Oberding gehören.
„Am besten wäre natürlich, dass wir die Geräte gar nie einsetzten müssten, denn das würde bedeuten, dass wir keinerlei schwere Krankheitsfälle mehr hätten…“
Rektor Martin Heilmaier von der Realschule Oberding
„Alle sind total glücklich mit diesem System, das ist für erkrankte Schüler ehrlich unendlich gut.“
Tobias Ferstl, Lehrer und Systemadministrator der Realschule Oberding
Für Sie berichtete Robert Hellinger.
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