Hüter der Vergangenheit

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Gemeindearchivar Gerhard Niklaus hütet die wertvollen Dokumente aus vergangenen Zeiten

Gemeindearchivar Gerhard Niklaus bringt Ordnung in alte Dokumente

Jeder Mensch, jeder Ort besitzt eine Vergangenheit. Bei Ortschaften reicht sie oft weit in vergangene Jahrhunderte zurück. Falls von damals noch Unterlagen erhalten sind, findet man vieles über Entstehung, Entwicklung und Besonderheiten einer Ansiedlung heraus. Auch in der Gegenwart ist die Aufbewahrung von Bedeutung, denn damit wird das Gemeindeleben dokumentiert für spätere Generationen.
Damit diese wertvollen Erinnerungsstücke nicht verloren gehen, bedarf es interessierter Menschen, die nicht nur die Schriftstücke usw. sammeln, sondern sie auch systematisch und fachgerecht sortieren und aufbewahren, damit der Überblick nicht verloren geht und Feuchtigkeit, Schimmel oder gar Mäuse keinen Schaden anrichten können.

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Grundsätzlich ist jede Kommune nach der Bayerischen Gemeindeverordnung zur Errichtung und zum fachgerechten Unterhalt eines Archivs verpflichtet. An erster Stelle der Aufgaben steht die Sorge sowohl um das vorhandene als auch für künftiges Archivgut, dazu gehören Übernahme und Sammlung, Aussonderung und Bewertung, Ordnung und Verzeichnung, Aufbewahrung und Sicherung von gemeindlichen Schriften, Bildern und Tonaufzeichnungen. Ein Gemeindearchivar ist also nicht nur verantwortlich für alte Urkunden, Amtsbücher und Akten, sondern auch für die Dokumentation der aktuellen Geschehnisse. In der Realität sieht es damit oft nicht so ideal aus. In kleineren Gemeinden wird häufig zwar gesammelt, aber zum Ordnen und fachgerechten Aufbewahren fehlen nicht nur Zeit, Personal und oft auch das Fachwissen, sondern auch die nötigen Räumlichkeiten und nicht zuletzt das Geld.

In Oberding sah es in dieser Hinsicht nicht viel anders aus. Gesammelt wurde sehr viel, und das ist vorrangig einigen Personen zu verdanken, die sich mit Hingabe darum kümmerten, dass frühere Zeiten nicht vergessen werden. So hat u.a. Pfarrer Josef Mittermair, von 1897 bis 1914 Seelsorger in Aufkirchen, in seiner „Pfarrchronik“ von 1904 die Geschichte von Gemeinde und Pfarrei von der ersten urkundlichen Erwähnung bis 1904 in Auszügen festgehalten.

Weitere Zeitdokumente sind die Aufzeichnungen von Oberlehrer Otto Bach „Meine Oberdinger Zeit“, die er zur Hundertjahrfeier der Schule Oberding am 25. März 1929 aufgeschrieben hat sowie die „Heimatkundliche Stoffsammlung,“ deren Verfasser, Hauptlehrer Siegfried Ried, von 1938 bis 1965 an der Volksschule Oberding als Lehrer tätig war. Er führte viele Exkursionen mit seinen Schülern in das Moos durch und vermittelte ihnen den Wert der Heimat in Vergangenheit und Zukunft. Die Gemeinde ehrte ihn dafür, indem sie eine Straße nach ihm benannte.

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Wer kann das lesen? Auszug aus der Schulchronik von 1935.

nfang 1976 wurde Georg Gruber vom Gemeinderat als Archivpfleger angestellt, der sich große Verdienste um Erhaltung und Weitergabe des Wissens um die Oberdinger Vergangenheit erwarb. Neben zahlreichen anderen Beiträgen für Bücher und Zeitschriften verfasste er im Jahr 2000 die Chronik der Gemeinde Oberding, die heute Brautpaaren als Hochzeitsgeschenk bei der standesamtlichen Trauung überreicht werden.Auch die Ortschronik Aufkirchen, herausgegeben 1995 anlässlich der 1000-Jahrfeier, stammt von ihm.

Als Nachfolger von Georg Gruber bestellte der Gemeinderat 2015 Gerhard Niklaus als neuen Gemeindearchivar. Nach 40 Jahren als geschäftsleitender Beamter im Oberdinger Rathaus waren ihm viele der zu archivierenden Unterlagen zwar bereits bekannt, aber es erwarteten ihn trotzdem noch einige Überraschungen: „Nach dem Tod von Georg Gruber habe ich aus seinem Nachlass etwa 25 Umzugskisten mit Aufzeichnungen, Fotos und Interviewbeiträgen erhalten.“ Niklaus machte gleich Nägel mit Köpfen und absolvierte entsprechende Seminare bei der Bayer. Verwaltungsschule, um sich das erforderliche Wissen über Aufbau und Führen eines Gemeindearchivs anzueignen.

Die alten Aktenablagen von der Gemeindegründung bis Mitte der 90 Jahre sollten die Grundlage des neuen Archivs werden. Gelagert war alles mehr schlecht als recht in Kisten, teilweise im Feuerwehrhaus in Schwaig und im Keller des Rathauses. Es gab viel zu tun: Die einzelnen Akten wurden alle gesichtet und in einem Dachraum der Mehrzweckhalle zwischengelagert. Jedes Blatt musste einzeln gelesen und geprüft werden, ob der Vorgang ins Archiv aufgenommen werden soll oder ausgesondert und vernichtet wird.

In mühevoller Kleinarbeit hat Gerhard Niklaus das Gemeindearchiv eingerichtet und er verbringt monatlich mindestens 25 Stunden in seinem „Reich“ unter dem Dach der Mehrweckhalle. Schnell stellte er allerdings fest: „Die Archivarbeit ist eine Lebensaufgabe, man wird nie fertig, da regelmäßig neues Material hinzukommt und/oder aus anderen Akten umsortiert werden muss.“

Für Sie berichtete Maria Schultz.

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