„Schrauberwerkstatt“ – Ein Erfolgsmodell seit 10 Jahren

Kategorie: Schulen

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Den teilnehmenden Realschülern der Schrauberwerkstatt 2024/2025 „taugt´s voll“. Hintere Reihe v.l.n.r. Bernhold Beil (Schrauberwerkstatt-Mechaniker), Bernhard Mücke (Bürgermeister) Patrick Beil (Schrauberwerkstatt- Mechaniker), Egbert Bédat (2. Vorsitzender des Fördervereins Freunde und Förderer der Realschule Oberding), Dirk Gärtner (Realschulkonrektor), Wolfgang Neumayr (Leiter der Schrauberwerkstatt) und Helmut Lackner, Vorsitzender des Fördervereins Freunde und Förderer der Realschule Oberding).

Top-Schul-AG des Fördervereins Freunde und Förderer der Realschule Oberding

Linus steht in seinem blauen Arbeitskittel konzentriert an der Werkbank. In seiner rechten Hand hält er einen Kreuzschlitzschraubendreher. Ruhig und geschickt setzt der Zwölfjährige an und zieht mit viel Fingerspitzengefühl eine Schraube fest: „Ich mag einfach das Handwerkliche, vor allem mag ich es gerne mit Motoren zu arbeiten und ich bin handwerklich sehr begabt“, erklärt der Realschüler aus der sechsten Klasse. Das aufmerksame Handwerkertalent freut sich, denn er hat für das laufende Schuljahr einen der begehrten Plätze in der AG „Schrauberwerkstatt“ des Fördervereins Freunde und Förderer der Realschule Oberding ergattert. Seine „Arbeitsstätte“ befindet sich in einem Raum im Innenhof der Schule. Sie unterscheidet sich kaum von einer professionellen Werkstatt. Hinter der Eingangstür warten einigen Werkbänke- und zeug, eben alles, was ein Reparateur so braucht, um Kaputtes wie Rasenmäher oder Scooter wieder flott zu bekommen: „In der Praxis zerlegen wir als erstes einen elektrischen Rasenmäher bis zur letzten Schraube, überholen ihn, egal, was zerschlissen ist“, erzählt der Leiter der Schrauberwerkstatt Wolfgang Neumayr: „Das definierte Endziel lautet: Wir wollen den Rasenmäher wieder zum Laufen bringen. Es ist für die Schüler die Krönung zu sehen, dass sie das hinbekommen.“

Theorie in der Praxis
Doch bevor sich der Nachwuchs über das Innenleben defekter Elektrogeräte hermachen darf, heißt es zunächst: „Safety first!“ In diesem Punkt bleibt der sonst tiefenentspannte und bodenständige Werkstattleiter streng: „Das ist das A und O, da bin ich sehr genau, ob es um ganz allgemeines oder detaillierteres Wissen geht. Die Risiken sind vielfältig, denn es kann heiß sein, anspringen, fahren, man kann sich den Finger einzwicken oder abklemmen. Der Rasenmäher beispielsweise birgt erhebliche Gefahren. Bei unsachgemäßem Umgang ist ganz schnell ein Finger weg. Bisher ist nie etwas passiert.“ Erst danach gehe es um die Praxis, Technik, die Werkzeuge zu handhaben und das richtige für die jeweilige Aufgabenstellung zu verwenden. „Die Jugendlichen erleben so in der Realität physikalische Gesetze, was „Kraft mal Weg“ bedeutet, wenn sie satt irgendeines Schraubers den richtigen einsetzen.“

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Nicht nur die Schüler lernen
Etwa zehn Schüler und Schülerinnen können jedes Schuljahr von Oktober bis zwischen die Oster- und Pfingstferien tüfteln, basteln und schrauben: „Mehr können wir aufgrund der Werkstattgröße nicht aufnehmen, zwei an einem Projekt sind optimal, ansonsten stehen sie sich auf den Füßen“, erläutert Neumayr, der mit Leidenschaft sein Wissen weitergibt: „Sonst könnte ich das ja gar nicht machen. Wir hören dann ein paar Wochen vor Schuljahresende auf, damit sich die Schüler auf den Endspurt und letzte anstehenden Arbeiten konzentrieren können.“ Anfänglich, erinnert sich der erfahrene, ehemalige Ausbilder rückblickend und selbstironisch lachend, schießt er mit seinem ehrenamtlichen Engagement „vielleicht ein bisserl übers Ziel hinaus“: „Ich habe es wirklich mit der Theorie übertrieben und bin von meinen Berufs-Azubis ausgegangen. Die waren aber alle schon 17, 18, 19 Jahre alt, darunter auch Abiturienten.” Mit der Zeit lernt Neumayr sich anzupassen: “Ich musste erstmal auf den Wissensstand von Zwölf- bis 14-Jährigen Schülern herunterschrauben.“ Ohnehin müsse es “außer das Thema Sicherheit” nicht allzu bierernst zugehen, weiß Neumayr seither. Heute will er vor allem Begeisterung wecken. Das kommt bei den Schülern an: „Ich hatte mir vorgestellt, dass wir in einem Klassenzimmer sitzen und hauptsächlich was schreiben müssen und dann haben wir einen Motor zerlegt und ihn wieder zum Laufen gebracht. Das hier ist richtig cool“, bestätigt Linus. Manchmal sitzt Neumayr sogar der Schalk im Nacken, auch zur Freude seines Werkstatt-Teams Bernhard und Patrick Beil: „Zwischendurch verteile ich Unterlagen und kündige eine Arbeit fürs nächste Mal an. Da schauen alle ganz aufgeschreckt und kommen mit Ausreden: „Ich hab doch nächste Woche Schulaufgaben!“ Darüber amüsieren wir uns, denn natürlich fragen wir nichts ab. Wir können keine Profis aus den Kindern machen, sie sollen reinschnuppern. Es geht darum das Feeling zu vermitteln.“

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Fähigkeiten und Unterstützung gefragt
Inzwischen setzt sich der Förderverein seit einem Jahrzehnt für die Werkstatt ein, in der seit Beginn Helmut Neumayr neben Simon Neumaier (inzwischen verstorben) Verantwortung übernimmt: „Unser Anliegen war und ist einfach: Wir wollen angesichts des Nachwuchsmangels in Handwerksberufen Jugendlichen berufliche Chancen, Möglichkeiten und Perspektiven aufzeigen und sie generell für die MINT- Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) mit diesem praktischen Angebot interessieren“, verdeutlicht der Vorsitzende des Vereins und Altbürgermeister Helmut Lackner. Für diese Arbeit sei nicht nur Bürgermeister Bernhard Mücke, sondern auch die Realschule sehr dankbar, betont Dirk Gaertner, Konrektor der Schule: „Vor allem, weil alles der Verein finanziert” sagt Dirk Gärtner und ruft auf: „Wer Lust und alle 14 Tage Zeit hat und in der Werkstatt mitarbeiten will, ist absolut gerne willkommen. Wir freuen uns auf neue Mitglieder. Es ist ein Einsatz der viel Freude macht und Sinn ergibt.“ Schüler wertschätzen die AG Die Begeisterung der mitmachenden Schüler ist deutlich spürbar. Linus jedenfalls hat seine Zukunft bereits fest im Blick. Der Sechstklässler strebt tatsächlich eine handwerkliche Ausbildung nach der Schule an: “Ich möchte gerne Glaser werden und habe auch schon eine Glaserei im Auge.“ Daher sei die “Schrauberwerkstatt” perfekt für ihn. Erstaunlich reflektiert resümiert Linus und gibt Mitschülern einen Tipp: „Für den, der so gar keinen Bezug oder Interesse an Technik und Werkzeug hat, ist das hier eher nichts. Wenn aber jemand handwerklich begabt ist und mit Werkzeug etwas anfangen kann, dann soll er kommen. Auch wenn er null Ahnung hat, denn das kann man ja hier lernen und die Stimmung ist einfach super.“

Wir freuen uns auf Unterstützer:
„Schrauberwerkstatt-AG“, Fördervereis Freunde und Förderer der Realschule Oberding.
Kontakt: vorstand@förderverein-realschule-oberding.de

Für Sie berichtete Manuela Praxl.

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