Hurra, endlich wieder in den Kindergarten

Kategorie: Kindergärten

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Endlich wieder in den Kindergarten! Die Kinder von St. Martin sind außer Rand und Band.

Verschmitzt und mit einem breiten Zahnlücken-Lächeln schielen sie neugierig um die Ecke, erproben beim Schaukeln im Wettkampf ihre Weitsprungfähigkeiten, verwechseln die Schaufel mit einem Schwert und starten einen Angriff auf den imaginären Feind und erklären eifrig und bestimmt, während die Hose auf halb acht hängt, was sich im Leben eines Vierjährigen so abspielt. Die Drei- bis Sechsjährigen toben fröhlich im Garten und erobern sich stückweise Normalität zurück. „Die Kinder, die lange nicht da waren, freuen sich sehr auf ihre Freunde und die Kinder, die da waren, freuen sich auf die, die endlich wieder kommen. Noch schöner wird es für alle, wenn sich die Gruppen wieder mischen dürfen“, erklärt die Leiterin des Kindergartens St. Martin, Sieglinde Meindl, die Stimmung.

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Schnellere Erschöpfung

Mit dem ganz normalen Regelbetrieb will der Kindergarten nach den Pfingstferien starten. Zwar kommen bereits alle 59 Kinder offiziell wieder in den Betrieb, aber verbringen den Tag weiterhin in getrennten Gruppen bei verkürzten Öffnungszeiten. Weitgehend läuft es nach der langen Notbetreuung problemlos. „Sie müssen sich nicht akklimatisieren, aber es braucht ein paar Tage, bis sich alle wieder an die Regeln erinnern“, erklärt Sieglinde Meindl und stellt schmunzelnd fest: „Bei Sachen, die vorher gut geklappt haben, wie Jacken an- oder ausziehen, hätten die Kinder wieder gerne die die All-inclusive-Bedienung von Mama.“ Außerdem beobachtet die erfahrene Betreuerin mit ihrem Team eine schnellere Ermüdung und kürzere Aufmerksamkeitsspanne bei den Kindern, die nach längerer Pause wieder in den Kindergartenalltag einsteigen: „Sie sind die Gruppenaktionen und Aktivitäten nicht mehr gewöhnt, nehmen sich freiwillig eine Auszeit, legen sich in die Kuschelecke, hören sich etwas Ruhiges an, manche schlafen sogar ein.“ Zuhause sei es viel ruhiger, da normalerweise nicht so viele Kinder anwesend sind. „Es ist vergleichbar mit Erwachsenen, die aus dem Urlaub zurück an den Arbeitsplatz gehen und auch ein paar Tage benötigen, um wieder ganz im Alltag anzukommen. Wenn Fünfjährige sich freiwillig ausruhen wollen, dann sind sie kaputt.“

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Entlastung für die Eltern

Auch im Kindergarten Notzing fährt der Betrieb mit 52 Kindern wieder hoch, was dringend notwendig sei, erzählt Kindergartenleiterin Simone Thalhammer. „Wir haben gemerkt, dass die Eltern das Beste tun wollten und die allgemeinen Bestimmungen unterstützen, aber bei ihnen die Puste einfach raus ist. Unser Auftrag war in der Notbetreuung manchen Familien oder in verschiedenen Bereichen Hilfe anzubieten, sei es tage- oder stundenweise, einfach um die missliche Lage in den Familien zu entlasten.“ Die Zeit seit Beginn der Pandemie bringt für Eltern einen oft nicht nachvollziehbaren Bürokratie-Wald, gefühlt gibt es jede Woche andere Vorschriften. Muss Mama, neben dem Home-Office, mit einem ihrer Kinder zum Arzt, hat sie beispielsweise das Problem, wohin sie mit dem Geschwisterchen soll. „Wir haben Angebote gemacht, wie die Notbetreuung, waren im regen Austausch und haben versucht, mit pädagogischen Anregungen die Eltern zuhause zu unterstützen und Informationen weitergeben, was wir hier im Kindergarten gemacht haben, um an einem gemeinsamen Punkt anknüpfen zu können.“

Neuankommen nach der langen Unterbrechung

Auch Simone Thalhammer bestätigt die riesige Freude der Kinder nach ihrer Rückkehr, allerdings sei die Gruppendynamik zurückgefallen. „Normalerweise sind wir um diese Jahreszeit in der sogenannten Differenzierungsphase, in der die Kinder selbständig und aktiv viel initiieren. Aktuell sind wir wieder in der Findungsphase, die schließt sich an die Eingewöhnung an, wenn sich die neue Gruppenstruktur bildet“, schildert Simone Thalhammer. In der Findungsphase übernehmen Kinder wie in einem Kasperltheater Rollen, innerhalb einer Gruppe. So gibt es den Klassenclown, den König, die Prinzessin oder den Polizisten und andere. „Der Prozess war lange ausgebremst und daher müssen die Kinder erst wieder ihre Position in der Gruppe finden, schauen, wo sie stehen, was sie machen können.“ Das fordere die Erzieher momentan, die Kinder anzuregen, wieder selbständig etwas zu unternehmen, sich auf andere Kinder einzulassen und neue Spielpartner zu wählen. Dennoch laufe es insgesamt gut, so Thalhammer: „Es geht alles viel schneller als wir dachten, weil der Memory-Effekt da ist und sich die Kinder an uns erinnern. Für uns steht jetzt die Beziehungsarbeit im Fokus.“

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste

Im Kinderhaus Aufkirchen, St. Johann Baptist, mit 80 Kindern in zwei Kinderkrippen- und drei Kindergartengruppen, will das Betreuer-Team um Leiterin Adelheid März mit dem Hochfahren noch vorsichtig sein und abwarten, wie sich die Lage mit den Pfingsturlaubsheimkehrern entwickelt: „Wir wollen auf jeden Fall weitere Verwirrung bei den Kindern vermeiden, für die das sowieso alles unverständlich ist, also vorschnell öffnen und dann wieder zurückrudern und schließen müssen.“ So gilt weiterhin die obligatorische Maskenpflicht, Eltern dürfen nicht ins Haus und müssen ihre Kinder an der Tür abgeben: „Bis wir die Sicherheit haben, dass alle gesund sind nach den Ferien“, beschreibt Adelheid März die Vorgehensweise.

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Stellvertretende Kindergartenleiterin Bente Saxer-Hayn ist erleichtert und freut sich auf den Normalbetrieb

Kinder brauchen Kinder

Die Kindergartenleiterin bekräftigt ebenfalls die große und uneingeschränkte Begeisterung ihrer Schützlinge, genauso wie die Neufindungsphase: „Wir sind erstaunt und sehr überrascht, dass das ganz sang- und klanglos abläuft, wir dachten, die Kinder würden mehr Scheu spüren. Es gab keine Tränen.“ Eine Mutter könne sich gar nicht so viel mit ihrem Kind beschäftigen, um Ersatz für andere Spielkameraden zu sein. „Die Kinder suchen sich adäquate Gegenüber im vergleichbaren Alter, das wollen sie“, betont Adelheid März: „Sie vermissen das, wenn sie es nicht mehr haben.“

Für Sie berichtete Maria Schultz.

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