Ein Blick ins „Findbuch“ zeigt, wo ein Dokument aufbewahrt ist.
Zeitdokumente aus Vergangenheit und Gegenwart
Ohne alte Urkunden, Amtsbücher und Akten wüsste man kaum etwas über frühere Vorgänge und Ereignisse in den Gemeinden. Doch nicht nur die Unterlagen waren (und sind noch heute) wichtig, es bedurfte auch immer engagierter Personen, die sowohl Alltägliches als auch besondere Vorkommnisse im Ort aufzeichneten und andere, die diese Aufzeichnungen – mehr oder weniger sorgfältig – aufbewahrten.
Die Gemeinde Oberding wurde vor vielen Jahrhunderten gegründet. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 750. Zweihundert Jahre später wird Notzing zum ersten Mal urkundlich genannt. Diese „Dorfgemeinschaften“, wie sie damals hießen und die jahrhundertelang bestanden, dienten vor allem der Verwaltung des gemeinsamen Eigentums, also Grund und Boden, sowie der gemeinsamen Interessen wie Wegebau oder Erstellen von Brücken. Durch das königliche Gemeindeedikt vom 17. Mai 1818 wurden später die Gemeinden gegründet und deren Administration geordnet.
Erste Aufzeichnungen aus der Zeit vor der Gemeindegründung, also vor 1818, wurden von der Pfarrei Aufkirchen verwaltet. Darunter findet sich u.a. die Abhandlung „Sein Leben, seine Familie im Spiegel ihrer Zeit“ von Pfarrer A. Naasen, von 1772 bis 1804 Pfarrherr in Aufkirchen, in der er Einblicke in das Leben dieser Zeit gibt.
Im Oberdinger Gemeindearchiv lagert Schriftgut ab 1555, die Beschlussbuchsammlung ist ab 1881 fast lückenlos vorhanden, die Standesamtsunterlagen liegen seit 1876 auf und die Rechnungsunterlagen sind seit 1850 vorhanden. Die archivierten Unterlagen sind jedoch nicht nur aus längst vergangenen Zeiten. Auch die Unterlagen aus der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart werden für künftige Generationen aufbewahrt. So finden sich im Archiv auch die Protokollbücher der Gemeinderatssitzungen und der Ortsgemeinden, Rechnungsbücher und Haushaltspläne und Personalakten sowie Schulchroniken als wichtige Zeitdokumente.
Im Dezember 1950 erfasste der Gemeindebeamte Franz Leuchtl als Archivpfleger in Oberding alte Akten, darunter zahlreiche Kassenbücher z.B. über die Ortsgemeindekassen, die Rechnungen für die Schulen, die Fürsorgekasse, die Kriegsgefangenenkasse, Familienunterhalt und über den Schulhausbau Oberding und Niederding 1916/19.
„Schaut nach im Keller oder im Speicher. Bestimmt findet ihr da noch wertvolles Material aus vergangenen Zeiten!“
Gerhard Niklaus, Gemeindearchivar
Wie findet sich nun jemand in diesen Unmengen von Akten und Dokumenten zurecht? „Für die Erfassung des gesamten Materials wird überall der ‚Bayerische Einheitsaktenplan für die Gemeinden‘ verwendet“, erklärt Gemeindearchivar Gerhard Niklaus. Dieser Plan umfasst alle Ablagen, laufende Registraturen und Archive.
Auch die alten Unterlagen, die in das Archiv aufgenommen wurden, wurden in diesem System erfasst. Alles wurde und wird mit einer Signiernummer versehen und in einem Findbuch, d.h. in einer Liste eingetragen, die sowohl numerisch als auch alphabetisch geordnet ist. Anhand des Systems ist es einfach, die gesuchten Dokument oder Akten aufzuspüren, die übersichtlich und staubfrei in Boxen aufbewahrt werden.
Das Gemeindearchiv birgt jedoch noch andere Schätze. So sind dort z.B. auch Informationen zu wichtigen Personen und Persönlichkeiten aus dem Gemeindeleben zu finden, darunter Bürgermeister, Pfarrherren, Lehrkräfte, aber auch die Schlossherren von Notzing und sogar der Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer, geboren 1887 in Siglfing, einem damaligen Ortsteil der Gemeinde.
Aufbewahrung mit System in nummerierten Boxen
Für die Dauer der Aufbewahrung gibt es offizielle Fristen. Sachakten und öffentliche Gemeinderatsprotokolle dürfen nach 30 Jahren, nichtöffentliche nach 60 Jahren eingesehen und benutzt werden, personenbezogene Unterlagen müssen 10 Jahren nach dem Tod einer Person aufbewahrt werden bzw. 90 Jahre, falls sich der Tod nicht feststellen lässt.
Will man Unterlagen aus dem Archiv benutzen, so muss dafür ein berechtigtes Interesse vorliegen, wie z.B. Ahnenforschung oder Studierende auf der Suche nach Quellen.
Damit das Archiv auch für zukünftige Generationen aussagekräftig bleiben kann, appelliert Gerhard Niklaus an Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Gruppen, alte Zeitdokumente wie z.B. Beiträge, Bilder oder Briefe dem Archiv zur Verfügung zu stellen.
Für Sie berichtete Maria Schultz.