Trauer um Dr. Franz Gasteiger
Ein Seelsorger, der den Menschen nahe war
Einen Tag nach dem Christbaumbrand in seiner Wohnung im Schwaiger Pfarrhaus ist der ehemalige Flughafenpfarrer Franz Gasteiger am 8. Januar seinen schweren Verletzungen erlegen. Auch seine langjährige Wegbegleiterin wurde schwerverletzt.
Franz Gasteiger war nicht nur eine beeindruckende Persönlichkeit, sondern vor allem ein Seelsorger, der im Leben und in der Realität verankert war.
Geboren wurde er am 29. November 1940 in Niederbayern, dort verbrachte er Kindheit und Jugend. 1966 wurde er in Passau zum Priester geweiht, war danach Kaplan in Fürstenstein, Diözesankaplan der Christlichen Arbeiterjugend und anschließend Landespräses der Katholischen Jugend in den bayrischen Diözesen. 1981 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter für Pastoraltheologie an der Universität Regensburg, wo er 1991 promovierte. Als sich im selben Jahr die Möglichkeit bot, im neuen Münchner Airport als Seelsorger zu arbeiten, griff er ohne zu zögern zu, denn er spürte, dass das genau die richtige Stelle für ihn ist. In den folgenden zwölf Jahren hielt er nicht nur Gottesdienste, er verheiratete Paare, taufte Kinder und beerdigte Verstorbene. Er wurde zu Unfällen gerufen und stand bereit, wenn Reisenden nach der Rückkehr aus dem Urlaub eine schlimme Nachricht überbracht werden musste. Seine Arbeitsstunden zählte er nicht, er war stets da, wenn es nötig war, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.
Das Wichtigste waren ihm die Gespräche, die er mit den Menschen führte, ob es sich um Personen handelte, die am Flughafen gestrandet waren, um Reisende, die vor dem Abflug noch einmal beichten oder gesegnet werden wollten oder wenn jemand ein persönliches Anliegen hatte. Seine Tür stand fast immer offen für Besucher, ob mit oder ohne Termin, er nahm sich Zeit zum Zuhören und Reden.
Seine realistische Art, Problemen zu begegnen, war geschätzt und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Flughafen hatte er immer ein offenes Ohr. Als neutraler Vermittler war er zudem bei schwierigen Personalgesprächen anwesend.
Im Oktober 2003 beendete er seine Tätigkeit am Airport und begleitete danach fünf Jahre lang Bewohner und Angehörige in zwei Erdinger Altenheimen. Der anschließende Ruhestand währte nur kurz, nach einem Jahr als priesterlicher Leiter in Eitting leitete er ab 2012 drei Jahre den Pfarrverband Neuching/Ottenhofen.
2015 ging er dann zwar offiziell in Rente, blieb seinen Pfarreien jedoch nach wie vor verbunden, er hielt regelmäßig Gottesdienste in der Flughafenkapelle und half bei Engpässen aus.
Die gesundheitlichen Probleme, die ihm in den kommenden Jahren zunehmend zu schaffen machten, hielten ihn nicht davon ab, seinen Aufgaben nachzugehen und so manchen Gottesdienst zelebrierte er im Sitzen. Im Flughafen war der Mann mit dem markanten Bart bekannt und unvergessen, und auch als er schon längst nicht mehr Flughafenpfarrer war, wurde er doch von allen Seiten freudig begrüßt, wenn er durchs Terminal ging.
In einem Gespräch anlässlich seines 80. Geburtstags nannte sich Franz Gasteiger einen „Seelsorger mit Leib und Seele“. Seine Überzeugung war, dass die Menschen zu ihm kommen, weil sie spüren, „hier ist ein lebensnaher Mensch.“
Viele, die nun um ihn trauern, werden sich in diesen Tagen an eine Begegnung mit ihm erinnern, an ein Gespräch, an sein geduldiges Zuhören und an seine Herzlichkeit. Die Lücke, die er hinterlässt, ist sehr groß.
Für Sie berichtete Maria Schultz