Stilles Gedenken an die Gefallenen und Vermissten
Kriegergedenken in Aufkirchen
In vielen Reden anlässlich des Volkstrauertages wird an die gefallenen und vermissten Soldaten aus den beiden Weltkriegen gedacht. „Das ist auch gut und richtig so“, meinte Franz Bachmair, Vorsitzender des Kriegervereins Aufkirchen. „Aber wer denkt an die vielen Mütter, die ihre Söhne verloren haben? Wer denkt an die Frauen, die ihre Ehemänner und die Mädchen, die ihre Freunde und Verlobten bis heute vermissen? Wer denkt an die Kinder, die ohne Väter oder Brüder groß geworden sind?“, fragte Bachmair in seiner Rede, die er nach dem Vorabendgottesdienst zum diesjährigem Volkstrauertag draußen am Kriegerdenkmal vor der Pfarrkirche Sankt Baptist in Aufkirchen vorträgt. Bei der Gedenkfeier nahmen die beiden Vereine aus Aufkirchen und Notzing mit ihren Fahnenabordnungen teil. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten Bläser aus der Kreismusikschule.
Das lange Leiden
Alleine in den Ortschaften Aufkirchen, Kempfing und Stammhamm fielen im 1. Weltkrieg acht Soldaten; im 2. Weltkrieg waren es sogar 17 Männer, die nicht mehr nach Hause kamen. In Notzing stellt sich die Lage nicht besser dar. „Häufig unerwähnt bleibt auch, dass 2,7 Millionen Soldaten nach dem Krieg körperlich und seelisch kaputt waren. Gut 700.000 Menschen verhungerten und eine Vielzahl weiterer wurden Opfer der Spanischen Grippe“, erinnerte Bachmair. Die Spanische Grippe, eine „Influenza-Pandemie“, die zwischen 1918 und 1920 wütete, forderte schätzungsweise an die 50 Millionen Menschenleben. Eine Rückschau, die uns in diesen Tagen besonders aufhorchen lässt. „Zwar dürften die Eltern der Gefallenen mittlerweile inzwischen alle verstorben sein“, so Bachmair. „Unter uns leben aber noch eine Reihe an Geschwistern und Kindern, die nichts über dem Verbleib ihrer Lieben wissen. Vielleicht haben die Brüder und Väter in einem der vielen Krieger- und Soldatenfriedhöfen, die über ganz Europa verstreut sind, eine würdige Grabstätte gefunden.“
Es ist die Ungewissheit, die seit Jahrzehnten quält und sicherlich tiefe Spuren in den Seelen der Menschen hinterlässt.
100 Jahre Kriegerverein Aufkirchen
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, in einer Zeit der Anarchie und Revolution, wurde am 16.12.1919 der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V. von Privatpersonen gegründet. Obwohl es politisch und wirtschaftlich „drunter und drüber“ ging, wurde der Volksbund von den Parteien, der Wirtschaft, dem Militär, der Gewerkschaft, dem Roten Kreuz, dem Caritasverband sowie von christlichen und jüdischen Gemeinden unterstützt. „Bereits im Jahr 1921 gab es 300 Ortsgruppen mit rund 30.000 Mitgliedern“, klärte Bachmair auf. Ob der Kriegerverein Aufkirchen hier bereits miteinberechnet ist, ist wahrscheinlich. Denn Franz Bachmair fand in alten Aufzeichnungen den Hinweis über die Vereinsgründung im Herbst 1921, damals noch unter dem Namen „Krieger- und Veteranenverein Notzing-Aufkirchen“. Am 9.7.1922 war dann die Fahnenweihe des neu ins Leben gerufenen Vereins.
30 Jahre „Einigkeit und Recht und Freiheit“
Und noch ein weiteres Jubiläum spürte Franz Bachmair auf. Die dritte Strophe des von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben erdachten „Lied der Deutschen“, uns allen heute bekannt als Deutschlandhymne, wurde im Jahr 1991 offiziell als diese ernannt. In einem Briefwechsel zwischen dem Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl kam diese Entscheidung damals zustande. Und auch an diesem Abend in Aufkirchen wurde die Deutschlandhymne nach der Bayernhymne zum Besten gegeben. Bei der Kranzniederlegung erklang stimmungsvoll die Melodie von „Ich hatt´ einen Kameraden“, während Salutschüsse abgefeuert wurden.
Für Sie berichtete Christine Hofer.